Tschüss NC!

Wird der Numerus Clausus in der Schweiz abgeschafft? Eine Zusammenfassung der aktuelle Entwicklungen und was sie für dich als angehende/r Medizinstudent/in bedeuten!


Die Debatte um die Zukunft des Numerus Clausus (NC) oder Eignungstest für das Medizinstudium (EMS) in der Schweiz hat in den letzten Jahren eine neue Dynamik angenommen. Der steigende Ärztemangel und die alternde Bevölkerung haben den politischen Druck erhöht, das bestehende Zulassungsverfahren zum Medizinstudium grundlegend zu überarbeiten. Ein aktueller Beschluss im Ständerat zeigt, dass tiefgreifende Reformen in Erwägung gezogen werden. Doch wird der Numerus Clausus tatsächlich abgeschafft?


Warum steht der Numerus Clausus überhaupt zur Diskussion?

Der Numerus Clausus, auch EMS genannt, wurde in der Vergangenheit immer wieder kritisiert. Er setzt den Fokus fast ausschließlich auf kognitive Fähigkeiten wie räumliches Denken, logisches Schlussfolgern und Textverständnis. Doch viele ExpertInnen behaupten, dass diese Eigenschaften alleine nicht ausreichend sind, um gute Ärzte auszubilden! Sie bemängeln, dass der EMS wichtige Kompetenzen wie Empathie, Belastbarkeit und soziale Fähigkeiten nicht berücksichtigt – Qualitäten, die im Arztberuf von zentraler Bedeutung sind. 

Hinzu kommt der immer drängendere Ärztemangel in der Schweiz. Aktuell haben rund 40 Prozent der Ärztinnen und Ärzte ihr Studium im Ausland abgeschlossen. Die Schweiz ist also stark von Fachkräften aus dem Ausland abhängig und bildet nicht genügende Fachpersonen in der Schweiz aus. Mit der steigenden Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen und vielen Ärzten, die in den Ruhestand gehen, fordert das Parlament nun verstärkt eine inländische Ausbildung von mehr Ärztinnen und Ärzten. Die Frage lautet daher: Ist der Numerus Clausus als Selektionsmechanismus noch zeitgemäss?


Medizinerkurs: Unser Kommentar zum Ärztemangel als frische Ärzte

Das Medizinstudium kosten über 500'000 Franken pro StudentIn. Aus finanziellen Gründen hat sich die Schweiz in der Vergangenheit darauf konzentriert, Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland zu rekrutieren, statt eigene Studienkapazitäten massiv zu erhöhen. Während das ganze Team von Medizinerkurs eine Anpassung des NCs sehr begrüsst (z.B: mit sozialen Kompetenzen) muss aufgrund der begrenzten Studienplatzzahl im Masterstudium weiterhin nach TopabsolventInnen gefiltert werden. Denn wenn nicht mehr Studienplätze geschaffen werden, dann wird auch eine Anpassung des Auswahlverfahrens den Ärztemangel in der Schweiz nicht beheben. Ein Filtern während des Studium (wie es z.B. in Wirtschaft oder Psychologie genutzt wird) würde dazu führen, dass ca. 50-60% der AspirantInnen nach 1 bis 2 Jahren Studium exmatrikuliert wird und somit diese Jahre ihres Lebens verlieren. Persönliche Interviews oder ähnliche Verfahren sind leider nicht objektivierbar und benachteiligt dadurch alle, die keinen "klassischen" akademischen Weg eingenommen haben. So könnten Menschen mit Passerelle, Erwachsenenmatur, oder einer tiefen Maturanote etc. womöglich tiefere Chancen auf ein Studium haben, obwohl sie am Numerus Clausus gleich abgeschnitten hätten. Wir von Medizinerkurs, als frische Ärzte und Medizinstudierende, wünschen uns deshalb aus Fairnessgründen eine Erweiterung des NCs auf soziale Kompetenzen und ähnliches, statt ein kompletter Wegfall jeglicher objektivierbarer Tests.


Die aktuelle Entwicklung: Was wurde beschlossen?

Am 23. September 2024 hat der Ständerat eine Motion angenommen, die eine grundlegende Überarbeitung des Zulassungsverfahrens zum Medizinstudium fordert. Ziel ist es, den Numerus Clausus anzupassen, um in den kommenden Jahren mehr Medizinstudierende im Inland auszubilden. Der Entscheid fiel mit einer klaren Mehrheit von 32 zu 9 Stimmen, obwohl sich der Bundesrat gegen die Motion ausgesprochen hatte.


Was bedeutet das für die Zukunft des Numerus Clausus?

Die Annahme der Motion ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer Reform des Numerus Clausus. Aber was bedeutet das konkret für die Zulassung zum Medizinstudium in der Schweiz? Derzeit sind noch keine Details zu den geplanten Änderungen bekannt, aber verschiedene Szenarien sind denkbar:


1. Erweiterung der Auswahlkriterien: Der Numerus Clausus könnte durch zusätzliche Tests ergänzt werden, die soziale und kommunikative Kompetenzen und Belastbarkeit testen. Andere Länder wie Deutschland und Österreich nutzen bereits solche Verfahren, wie den HAM-SJT (Situational Judgement Test) oder den Med-AT. Wir empfinden diese Lösung am sinnvollsten und gehen auch davon aus, dass dies das wahrscheinlichste Szenario ist.


2. Selektion nach Studienbeginn: Ein Modell, wie es in anderen Fächern (z.B. Wirtschaft oder Psychologie) praktiziert wird, könnte in Betracht gezogen werden. Dabei dürfen alle Bewerber das Studium beginnen, die Selektion erfolgt jedoch nach den ersten ein bis zwei Jahren anhand der Studienleistungen. Wer nicht zu den besten 30% im Studium gehört, fällt automatisch aus dem Studium raus. Mit einem solchen Assessment fällt aber jegliche Kameradschaft aus dem Medizinstudium raus und würde dazu führen, dass ein Grossteil der schweizer Studierenden ein bis zwei Lebensjahre verliert.


3. Leichte Erweiterung der Studienplätze:
Kurzfristig wird eine schrittweise Erhöhung der Studienplätze erwartet. Bis 2025 sollen in der Schweiz 1300 Medizinstudienplätze zur Verfügung stehen. Diese Erhöhung wird jedoch den hohen Wettbewerb um die Plätze kaum verändern.


Wie geht es kurzfristig weiter?

Auch wenn die politische Entscheidung für eine Reform des Numerus Clausus gefallen ist, wird es kurzfristig keine drastischen Änderungen geben. Swissuniversities hat bestätigt, dass der EMS für das Jahr 2025 weiterhin durchgeführt wird. Das bedeutet: Alle, die sich 2025 für einen Studienplatz bewerben, müssen sich weiterhin auf den EMS vorbereiten. Eine Änderung des Testformats ist derzeit nicht in Sicht.


Fazit: Bereitet euch weiterhin auf den Numerus Clausus vor!

Obwohl langfristig Änderungen geplant sind, bleibt der Numerus Clausus / EMS in naher Zukunft bestehen. Wer sich für 2025 oder 2026 auf einen Studienplatz bewirbt, sollte sich weiterhin intensiv auf den EMS vorbereiten. Er bleibt aktuell der einzige und sicherste Weg, um einen Medizinstudienplatz in der Schweiz zu ergattern.

Medizinerkurs bieten seit Jahren die besten Vorbereitungskurse, Materialien und Simulationen / Generalproben an, um deine Chancen auf einen erfolgreichen Numerus Clausus zu maximieren. Unser ganzes Team besteht aus ÄrztInnen und Medizinstudierenden, und wir würden uns freuen, dich auf deinem eigenen Weg ins Medizinstudium begleiten zu dürfen.


Quellen und weiterführende Links:

MedInside: Das Ende des Numerus Clausus ist beschlossen

- Blick: Parlament schafft Test für potenzielle Medizinstudierende ab

- Aargauer Zeitung: Für mehr Ärztinnen und Ärzte aus der Schweiz – Der Numerus Clausus fällt

- Aargauer Zeitung: Exodus der Talente: Dutzende junge Schweizerinnen und Schweizer absolvieren Medizinstudium in Rumänien

- SwissUniversities: Anmeldung zum Medizinstudium 2025